Archiv der Kategorie: Deutscher Bundestag

Ende der Zurückhaltung – Wie die Politik auf mehr Militäreinsätze einstimmt

Das Timing war wohl kein Zufall:
Deutschland müsse sich „früher, entschiedener und substanzieller“ in der Welt einbringen, forderte Bundespräsident Gauck auf der Münchner Sicherheitskonferenz vor wenigen Tagen. Verteidigungsministerin von der Leyen sekundierte umgehend, „rumsitzen und abwarten“ sei keine Option.
Und Außenminister Steinmeier mahnte, Deutschland sei zu groß, „um Weltpolitik nur von der Außenlinie zu kommentieren„.

Doch geht es den Ministern und dem Präsidenten wirklich um mehr Verantwortung – etwa für die Menschen in Mali und Zentralafrika?
Oder geht es vor allem um den Druck und die Erwartungen der Bündnispartner, wie Frankreich und USA, die schon lange ein stärkeres militärisches Eingreifen Deutschlands fordern. Das scheiterte in der Vergangenheit oftmals am sogenannten Parlamentsvorbehalt.
Und genau der soll jetzt auch noch massiv beschränkt werden, wenn es nach der Union geht.

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Anmerkungen
Drängt sich an der Stelle nicht die Frage auf, ob bei uns Bürgern ein zwingendes Bedürfnis nach supranationaler Sicherheitspolitik geweckt werden soll?
Rufen wir uns für einen Moment Horst Köhler’s Rechtfertigung des Kriegseinsatzes der Bundeswehr in Afghanistan in Erinnerung:
Es sei in Ordnung, wenn kritisch über den Einsatz diskutiert werde. Allerdings müsse Deutschland mit seiner Außenhandelsabhängigkeit zur Wahrung seiner Interessen im Zweifel auch zu militärischen Mitteln greifen.
Als Beispiel für diese Interessen nannte Köhler ‘freie Handelswege’.
Es gelte,

‘ganze regionale Instabilitäten zu verhindern, die mit Sicherheit dann auf unsere Chancen zurückschlagen und sich somit negativ auf Handel und Arbeitsplätze auswirkten’

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Machtrausch einer ALLIANZ von Zauberlehrlingen

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Wer sich mit den historischen Gegebenheiten in Deutschland zu Beginn des 20. Jahrhunderts beschäftigt, könnte über eine Rede des damaligen Reichskanzlers und ausgewiesenen Vertreters deutscher Kolonial-Interessen, Fürst Bernhard von Bülow stolpern, der am 10. Dezember 1903 während einer Auseinandersetzung im Reichstag seine Geistes-Trübungen zum Ausdruck brachte:

 
„Und willst du nicht mein Bruder sein, so schlag ich dir den Schädel ein!“
Quelle

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Mit einer solchen Haltung könnte sich dieser Zauberlehrling posthum zum Ehrenvorsitzenden der vom BDI initiierten Rohstoff-Allianz qualifiziert haben.

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Das angebliche Galgen-Zitat von Karl Marx

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»Kapital flieht Tumult und Streit und ist ängstlicher Natur. Das ist sehr wahr, aber doch nicht die ganze Wahrheit. Das Kapital hat einen Horror vor Abwesenheit von Profit oder sehr kleinem Profit, wie die Natur vor der Leere.
Mit entsprechendem Profit wird Kapital kühn. Zehn Prozent sicher, und man kann es überall anwenden; 20 Prozent, es wird lebhaft; 50 Prozent, positiv waghalsig; für 100 Prozent stampft es alle menschlichen Gesetze unter seinen Fuß; 300 Prozent, und es existiert kein Verbrechen, das es nicht riskiert, selbst auf Gefahr des Galgens.
Wenn Tumult und Streit Profit bringen, wird es sie beide encouragieren.
Beweis: Schmuggel und Sklavenhandel.”

Quelle: P. J. Dunning, zitiert in Das Kapital, Band I, S. 801, Dietz-Verlag Berlin, 1961«

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DER MOLOCH – Eine kritische Geschichte der USA

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Der Schriftsteller, Religions- und Kirchenkritiker Karlheinz Deschner beschreibt im Vorwort zur 10. Auflage seines Buches in fast schmerzhafter Deutlichkeit die bigotte Heuchelei des Kapital-Imperialismus und deckt dabei in einer schonungslosen Offenheit die bedingungslose Anbetung des Goldenen Kalbes 2.0, dem Schlachthaus-Kapitalismus auf!

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So liebe Selbstdenker, wie bewerten Sie die offenbar politisch gewünschte Rolle Deutschland’s als Deputy des Weltpolizisten?

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Ihr Oeconomicus

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korrespondierende Archiv-Beiträge:

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Neue Macht – Neue Verantwortung

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Regierungserklärung von Angela Merkel am 29.01.2014

Sitzung des Deutschen Bundestags
mit Regierungserklärung von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU)

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Auszug (Hervorhebungen durch den Autor):

„Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Meine sehr geehrten Damen und Herren!
Angesichts der aktuellen Ereignisse lassen Sie mich bitte zu Beginn einige Worte zur Lage in der Ukraine sagen. Durch den Druck der Demonstrationen werden jetzt ganz offensichtlich ernsthafte Gespräche zwischen dem Präsidenten und der Opposition über notwendige politische Reformen möglich.
Der Bundesaußenminister, das Kanzleramt und die deutsche Botschaft in Kiew unterstützen die Bemühungen um eine friedliche Lösung des Konflikts und die berechtigten Anliegen der Opposition mit allen uns zur Verfügung stehenden Mitteln.

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Wir stehen dazu auch in engem Kontakt mit der Hohen Beauftragten Lady Ashton und werden unsere Bemühungen in den nächsten Stunden und Tagen fortsetzen.
Viele Menschen in der Ukraine haben seit dem EU-Gipfel zur Östlichen Partnerschaft Ende November in Vilnius in mutigen Demonstrationen gezeigt, dass sie nicht gewillt sind, sich von Europa abzukehren.

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Im Gegenteil:
Sie setzen sich für die gleichen Werte ein, die auch uns in der Europäischen Union leiten, und deshalb müssen sie Gehör finden.
Unverändert gilt, dass die Tür für die Unterzeichnung des EU-Assoziierungsabkommens durch die Ukraine weiter offen steht. Und unverändert gilt, dass die Gefahr eines Entweder-oder im Hinblick auf das Verhältnis der Länder der Östlichen Partnerschaft zu Europa oder zu Russland überwunden werden muss und – davon bin ich überzeugt – in geduldigen Verhandlungen auch überwunden werden kann.
Genau dies haben auch der EU-Ratspräsident Van Rompuy und EU-Kommissionspräsident Barroso gestern beim EU-Russland-Gipfel gegenüber dem russischen Präsidenten Putin noch einmal zum Ausdruck gebracht. Auch die Bundesregierung wird dies gegenüber Russland unvermindert zum Ausdruck bringen, zum Wohle aller in der Region.
[…]“
bundesregierung.de

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Es gilt das gesprochene Wort, daher hier die Rede der Kanzlerin als Video-Beitrag:

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Gysi zu Merkel: „Regierungserklärung hat mit Realität nichts zu tun!“
Gregor Gysi (LINKE) antwortet am 29. Januar 2014 als Oppositionsführer auf die Regierungserklärung von Angela Merkel (CDU).
[Quelle: Deutscher Bundestag]

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Anmerkungen zur Rede der Bundeskanzlerin

„Durch den Druck der Demonstrationen werden jetzt ganz offensichtlich ernsthafte Gespräche zwischen dem Präsidenten und der Opposition über notwendige politische Reformen möglich.“

Wodurch wurde der sogenannte Druck der Demonstrationen ausgelöst?
Etwa durch massive finanzielle Mittel seitens interessierter Gruppen der USA und NGOs ggfls. im Auftrag der EU oder deutscher Auftraggeber und Financiers, mit dem Ziel einen Staatsstreich zu ermöglichen und in der Folge im Konzert mit dem IMF das Land auszuplündern und über die NATO militärischen Druck gegenüber Russland aufzubauen?

„Viele Menschen in der Ukraine haben seit dem EU-Gipfel zur Östlichen Partnerschaft Ende November in Vilnius in mutigen Demonstrationen gezeigt, dass sie nicht gewillt sind, sich von Europa abzukehren.“

Um wie viele Menschen handelt es sich dabei? In welchen Teilen der Ukraine sind diese Menschen zu Hause? Welche konkreten Erwartungen zur Verbesserung ihrer Lebensbedingungen haben diese Menschen? Wie wäre es denn mit einer Volksabstimmung pro oder con EU-Assoziation und Beitrittsverhandlungen?

„Auch die Bundesregierung wird dies gegenüber Russland unvermindert zum Ausdruck bringen, zum Wohle aller in der Region.“

Die Begrifflichkeit „zum Wohle aller“ wirkt recht eindimensional.
Ist damit das Wohl aller Ukrainer gemeint, das Wohl ukrainischer Oligarchen, ein erfolgreiches Setup pro-westlicher Puppets in Regierungsverantwortung, usw.?
Und wie denkt man sich das Wohl der Menschen in den Nachbarstaaten der Ukraine? Ist es nicht so, dass es, sobald man sich für Partikular-Interessen einsetzt, auch Verlierer geben muss? Wo wären diese potentiellen Verlierer zu verorten?

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Ihr Oeconomicus

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Archiv-Beitrag:
Diagnosis and Prospects for Ukrainian Politics

Die Folgen des Gesundheitsmodernisierungsgesetzes

Betriebliche Altersvorsorge – Minusgeschäft für viele Rentner

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Das Gesundheitsmodernisierungsgesetz wurde 2003 von der rot-grünen Regierung zusammen mit der Union beschlossen1 und ist seit 01. Januar 2004 in Kraft; Hintergrund: die Krankenkassen brauchten dringend Geld. Seitdem gilt für alle in der gesetzlichen Krankenversicherung, egal ob Pflicht oder freiwillig: Die Folgen des Gesundheitsmodernisierungsgesetzes weiterlesen

Wenn Demokratie aus der Spur läuft

Es gibt Politiker, die besitzen Charakter, Gewissen, Ehrlichkeit und Courage …… und es gibt Politiker, die das alles gut gebrauchen könnten!

Klaus-Peter Willsch gehört nach meinem Verständnis der ersten Gruppe an!

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Wenn Demokratie aus der Spur läuft

Bewertungen von Guenther Lachmann – GEOLITICO

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Der Kritiker der Euro-Rettungspolitik Klaus-Peter Willsch vertrat im Parlament offen seine Meinung. Jetzt haben ihn die Kanzlerin und die CDU-Fraktion dafür abgestraft. Wenn Demokratie aus der Spur läuft weiterlesen

Gysi’s deutliche Worte zu devoten Freundschaften

Mit deutlichen Worten kritisierte Dr. Gregor Gysi heute im Deutschen Bundestag das Duckmäusertum der Regierung im Fall Snowden und dessen Enthüllungen zu uNSAeglichen Freundschaftsbeweisen.

Bei dieser Gelegenheit thematisierte Gysi u.a. auch die Pariser Verträge vom 23. Oktober 1954.

Neben Gysis rhetorischen Talenten kann man nun auch hinsichtlich dieser fordernden, mutigen Rede den Hut ziehen!

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Ebenso sehens- und hörenswert die Rede von Hans-Christian Ströbele, die er mit der Frage an die Kanzlerin „Haben Sie mal darüber nachgedacht, sich bei Edward Snowden zu bedanken?“ beginnt, was bei so manchem Zuhörer offenbar betretenes Schweigen auslöste.

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Bei der Bewertung all dieser Ereignisse könnte man an die Redewendung „nach jemandes Pfeife tanzen“ denken oder gar die Frage aufwerfen, ob wir gerade unfreiwillige Zeit-Zeugen einer neuen Form von politisch motivierter Kollaboration werden?

 

nachdenkliche Grüße!

 

Ihr Oeconomicus

 

Schattenbanken nicht national regulierbar

Schattenbanken nicht national regulierbar
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Eine rein nationale Regulierung des international vernetzten Schattenbankensystems, mit dem Unternehmen eine zusätzliche Finanzierungsalternative zur Verfügung gestellt wird, reicht nach Ansicht der Bundesregierung nicht aus. Wie die Bundesregierung in ihrer Antwort (17/13813) auf eine Kleine Anfrage der SPD-Fraktion (17/13292) schreibt, ist der deutsche Schattenbankensektor „zwar relativ klein, und es gehen von ihm bisher nur geringe Risiken aus“. Dennoch seien die vom internationalen Schattenbankensystem ausgehenden Risiken auch für die Finanzstabilität in Deutschland bedeutend.
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Zum Umfang des Schattenbankensystems scheibt die Regierung, Gelmarktfonds hätten in Deutschland im März 2013 ein Volumen von 7,15 Milliarden Euro gehabt. Das seien 0,53 Prozent des in Deutschland verwalteten Investmentfondsvermögens gewesen. Die Geldmarktfonds in der EU hätten eine Billion Euro verwaltet, was einem Anteil von elf Prozent entsprochen habe.
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Quelle: Bundestag
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Archiv-Beiträge: Schattenbanken

Bundestag stimmt für Übertragung der Bankenaufsicht

Bundestag stimmt für Übertragung der Bankenaufsicht

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Die bisher national wahrgenommenen Aufgaben der Bankenaufsicht können bald von der Europäischen Zentralbank (EZB) übernommen werden. Der Deutschen Bundestag stimmte am Donnerstag, den 13. Juni 2013, mit der Mehrheit der Koalitionsfraktionen sowie mit den Stimmen von SPD-Fraktion und Fraktion Bündnis 90/Die Grünen dem von den Koalitionsfraktionen und der Bundesregierung gleichlautend eingebrachten Entwurf für ein Gesetz zum Vorschlag für eine Verordnung des Rates zur Übertragung besonderer Aufgaben im Zusammenhang mit der Aufsicht über Kreditinstitute auf die Europäische Zentralbank (17/1347017/13829,17/1390117/13961) zu.
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Die Abgeordneten der Linksfraktion stimmten dagegen. Damit kann der deutsche Vertreter im Europäischen Rat der Verordnung zur Übertragung besonderer Aufgaben im Zusammenhang mit der Aufsicht über Kreditinstitute auf die Europäische Zentralbank (SSM-Verordnung) seine Zustimmung erteilen. Dem neuen einheitlichen Aufsichtsmechanismus werden automatisch sämtliche Eurozonen-Mitgliedsländer angehören. Nicht-Eurozonen-Mitgliedstaaten können freiwillig teilnehmen.
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CDU/CSU: Wir setzen auf Europa
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„Wir machen heute den Weg für die europaweit einheitliche Bankenaufsicht frei“, sagte Bundestagsvizepräsident Eduard Oswald (CDU/CSU). Der deutsche Gesetzgeber nehme seine Integrationsverantwortung wahr. „Es zeigt auch, das wir auf Europa setzen, statt die Bürger mit Euro-Austritts-Phantasien zu beunruhigen.“ Oswald hob auch hervor, dass es gelungen sei, dass kleine und mittlere Banken wie Sparkassen und Genossenschaftsbanken unter nationaler Aufsicht bleiben werden.
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Zugleich bedankte sich der Vizepräsident, der nicht wieder für den Bundestag kandidiert, für die gute Zusammenarbeit. Er würdigte die „Kollegialität über alle Fraktionsgrenzen hinweg“ und appellierte an das Plenum: „Wir alle müssen gemeinsam daran arbeiten, hier im Plenum in einer Sprache zu reden, die nicht nur von den Experten verstanden wird. Auch das gegenseitige Zuhören und auf die Argumente des anderen einzugehen, muss immer wieder neu erarbeitet werden.“
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SPD: Forderung nach unabhängiger Aufsicht
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Manfred Zöllmer (SPD-Fraktion) stellte fest: „Die Risiken sind europäisch geworden, die Aufsicht ist aber national geblieben.“ Daher brauche man dringend eine europäische Bankenunion. Viele Banken in Europa seien marode und würden nur künstlich am Leben gehalten. Die Übertragung der Aufsicht an die EZB sei aber problematisch, weil es keine klare Trennung zwischen Geldpolitik und Aufsicht gebe. Es müsse auf Dauer eine unabhängige Aufsicht geschaffen werden.
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FDP: Keine Zeit zu warten
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„Wir haben keine Zeit, weiter zu warten“, appellierte Volker Wissing (FDP-Fraktion). Die Bankenaufsicht werde zu mehr Vertrauen führen, das dringend gebraucht werde. Über Restrukturierungsmaßnahmen werde später entscheiden. Wichtig sei jetzt, dass die gemeinsame Aufsicht komme, weil ausländische Banken auch Risiken haben könnten, die für deutsche Steuerzahler teuer werden könnten.
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Linke: Bankenaufsicht halbherzig umgesetzt
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Durch die Finanzkrise seien viele Menschen in Existenzkrisen geraten, und die Verschuldung der Staaten sei stark gestiegen, kritisierte Barbara Höll (Die Linke), die der Regierung vorwarf, viel zu spät gehandelt zu haben. Man brauche Maßnahmen gegen die Finanzzockerei und für die Abwicklung von Banken.
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Ihre Fraktion sehe die Notwendigkeit einer europäischen Bankenaufsicht, aber sie werde so halbherzig umgesetzt, dass sie nicht zustimmen könne. Die Bankenaufsicht werde im Vergleich zu heute nicht besser, weil zum Beispiel die Aufsicht nicht für den größten Bankenplatz London zuständig sein werde. Außerdem gebe es einen Zielkonflikt zwischen Geldpolitik und Aufsichtstätigkeit.
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Grüne: Europa hat drei Jahre verloren
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Gerhard Schick (Bündnis 90/Die Grünen) sagte, es gehe darum, einen Fehler der Regierung zu korrigieren. Es gebe bereits eine Bankenaufsicht, und trotzdem werde jetzt eine neue Aufsicht gegründet. Das sei notwendig, weil man der bereits bestehenden Aufsicht die notwendigen Durchgriffsrechte nicht gegeben habe. Europa habe auch wegen des Widerstandes der Bundesregierung drei Jahre verloren. „Das war teuer, auch für den deutschen Steuerzahler.“
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Es wäre gut gewesen, wenn man bereits eine Aufsicht gehabt hätte, und man hätte sich „dramatische Monate der Rettung ersparen zu können“, sagte Schick mit Blick auf Spanien und Zypern. Er verlangte eine europäische Restrukturierungs- und Abwicklungsregelung, „dass Banken von Banken gerettet werden und nicht mehr vom Steuerzahler“.
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EZB-Aufsicht konzentriert sich auf bedeutende Banken
Wie in der Begründung des Gesetzentwurfs erläutert wird, konzentriert sich die direkte EZB-Aufsicht auf „bedeutende“ Kreditinstitute der teilnehmenden Länder. Kreditinstitute oder Konzerne mit einer Bilanzsumme über 30 Milliarden Euro oder mehr als 20 Prozent des Bruttoninlandsprodukts eines Mitgliedslandes gelten grundsätzlich als bedeutend.
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„Unabhängig von diesen Kriterien beaufsichtigt die EZB mindestens die drei bedeutendsten Kreditinstitute eines jeden teilnehmenden Mitgliedstaats direkt“, schreiben die Fraktionen. Außerdem soll die EZB jene Kreditinstitute beaufsichtigen, die vom Europäischen Stabilitätsmechanismus (ESM) oder der Europäischen Finanzstabilisierungsfazilität (EFSF) direkte Unterstützung beantragt oder erhalten hätten.
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Ablehnung mehrerer Oppositionsanträge
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Abgelehnt wurden mehrere Oppositionsanträge. So hatten die Fraktionen von SPD und Bündnis 90/Die Grünen (17/1187817/13961) „einen neuen Anlauf zur Bändigung der Finanzmärkte“ gefordert. Sie verlangten die Schaffung einer starken europäischen Bankenunion und wollten bei einer Übernahme von Aufsichtsfunktionen durch die Europäische Zentralbank (EZB) sichergestellt wissen, „dass die strikte Trennung von Geldpolitik und Aufsichtsfunktion gewährleistet bleibt.
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Auch ein Antrag der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen (17/13908), in dem die Bundesregierung aufgefordert wurde, einer raschen Übertragung der Kompetenzen für die Bankenrestrukturierung und Bankenabwicklung auf die Europäische Kommission zuzustimmen, wurde ebenso abgelehnt wie der Grünen-Antrag (17/13909) zur Stärkung der Kontrollrechte des Europäischen Parlaments. Nicht durchsetzen konnte sich auch die SPD-Fraktion mit einem Entschließungsantrag (17/13965), in dem ebenfalls ein einheitlicher europäischer Restrukturierungs- und Abwicklungsmechanismus gefordert wird.
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Schließlich fand auch der Antrag der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen (17/13910) keine Mehrheit, in dem der Bundesregierung vorgeworfen wird, mit der Vorlage eines Zustimmungsgesetzes zur EU-Verordnung zur Schaffung einer europäischen Bankenaufsicht (SSM-Verordnung) das bewährte Zustimmungssystem nach Artikel 23 des Grundgesetzes verlassen zu haben, ohne hierfür eine Begründung geliefert zu haben.
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„Das Vorgehen der Bundesregierung kann die Rechtsgemeinschaft in der EU stark beschädigen und könnte unabsehbare Folgen für die Rechtsetzung der EU haben“, warnen die Abgeordneten in ihrem Antrag in dem auch darauf verwiesen wird, dass solche Verordnungen nach bisheriger Praxis keiner Zustimmung des Deutschen Bundestages und des Bundesrates bedürfen und stellen zugleich fest: „Eine Präjudizwirkung – dahin, dass in Zukunft bei Verordnungen vermehrt die Mitwirkung beider Kammern durch Gesetz verlangt wird – hat das vorliegende Verfahren nicht.“
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Quelle: Bundestag
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Frank Schäffler – Rede zur Übertragung der Bankenaufsicht an die EZB 13.06.2013

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Barbara Höll, DIE LINKE: Eine europäische Bankenaufsicht ohne Durchgriffsmöglichkeiten

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Deutsche Bundesbank: Stellungnahme zum SSM-Zustimmungsgesetz

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Anhörung im Finanzausschuss des Bundestages am 3. Juni 2013
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I. Stellungnahme zur Drucksache 17/13470 und Bewertung des Verordnungsentwurfs zur Übertragung von besonderen Aufgaben in der Bankenaufsicht auf die EZB (Ratsdokument 7776/1/13 Rev 1)

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1. Die Bundesbank begrüßt, dass auf europäischer Ebene eine Einigung der nationalen Regierungen über einen Entwurf für eine Verordnung zur Errichtung eines einheitlichen Aufsichtsmechanismus (single supervisory mechanism,SSM) erzielt wurde und dass Bundestag und Bundesrat nun die verfassungsrechtlichen Voraussetzungen für eine Zustimmung Deutschlands zu dieser Verordnung schaffen wollen. Eine gemeinsame Aufsicht kann zu einer Stärkung der Finanzstabilität und des institutionellen Rahmens der Währungsunion beitragen.
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Sie ist mit Blick auf die ausgeprägten finanziellen Verflechtungen europäischer Kreditinstitute und die länderübergreifenden Wirkungen von Bankenkrisen sinnvoll. Auf einer umfassenderen Informationsbasis und mit der Möglichkeit zu länderübergreifenden Quervergleichen ausgestattet, kann sie Risiken, die das Bankensystem bedrohen oder von ihm ausgehen, frühzeitiger und besser erkennen. Es entfällt der Ansatz, aus nationalen Erwägungen Banken zu schonen und damit auch ein Risiko für andere Mitgliedstaaten zu begründen.
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In der Krise hat sich gezeigt, dass die enge Verbindung zwischen den Risiken aus den öffentlichen Finanzen eines Landes und der Lage des dortigen Bankensystems problematisch ist. Künftigen Problemen sollte mit einem konsistenten, institutionellen Gesamtrahmen vorgebeugt werden. Hierzu gehört auch eine gemeinsame Aufsicht, die eine wichtige Bedingung für eine potenzielle Risikovergemeinschaftung über eine direkte Bankenrekapitalisierung durch den ESM darstellen sollte.
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In seiner Grundkonzeption enthält der Verordnungsentwurf eine Reihe von zielführenden Ansätzen. Insbesondere sind die vorgesehene Differenzierung zwischen signifikanten und weniger signifikanten Instituten und die daran anknüpfende Arbeitsteilung zwischen EZB und nationalen Aufsehern zu begrüßen.
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Zu begrüßen ist auch, dass der Entwurf die Handlungsfähigkeit makroprudenzieller Politik auf nationaler Ebene belässt, was sachgerecht ist, da die makroökonomischen Kosten einer systemischen Krise auf nationaler Ebene anfallen. Der EZB wird aber richtigerweise das Recht eingeräumt, die nationale makroprudenzielle Politik zu verschärfen. Aufgrund der zunehmenden Vergemeinschaftung von Risiken in der Währungsunion ist die Möglichkeit einer makroprudenziellen Intervention durch eine europäische Institution sachgerecht, falls nationale Stellen aus europäischer Sicht notwendige Verschärfungen ihrer regulatorischen Vorgaben hinauszögern oder unterlassen und damit unerwünschte Risiken für andere Mitgliedstaaten entstehen.
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Ein europäischer Aufsichtsmechanismus sollte bestimmte Anforderungen erfüllen, um auch langfristig eine tragfähige Lösung darzustellen. So sollten grundsätzlich geldpolitische und aufsichtliche Funktionen strikt getrennt und die Unabhängigkeit der EZB und ihrer Entscheidungsgremien zweifelsfrei gewährleistet werden. Um einen möglichst breiten geographischen Anwendungsbereich des SSM in Europa zu ermöglichen, sollten die Interessen der Mitgliedstaaten außerhalb des Eurogebiets, die mithin nicht in den EZB-Entscheidungsorganen EZB-Rat und EZB-Direktorium vertreten sind, angemessen berücksichtigt werden.
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2. Der am 16. April 2013 gefundene Kompromiss (Ratsdokument 7776/1/13 REV 1), der dem Gesetzentwurf zugrundeliegt, wird diesen Anforderungen nicht in jeder Hinsicht gerecht. Es verbleiben einige Schwachstellen des Verordnungstextes, die auf das Bestreben zurückgehen, möglichst kurzfristig und ohne Änderung des EU-Primärrechts eine europäische Bankenaufsicht zu schaffen. Zu diesem Zweck überträgt die Verordnung der EZB weitreichende bankaufsichtliche Funktionen auf Basis des Artikels 127 Absatz 6 AEUV.
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Die strikte Trennung der geldpolitischen und bankaufsichtlichen Aufgaben ist auf Basis dieser Rechtsgrundlage ohne Änderung des primärrechtlich verankerten, institutionellen Rahmens der EZB nicht möglich. Es wird die Errichtung eines neuen Aufsichtsgremiums (Supervisory Board) vorgesehen, das Entscheidungen des EZB-Rates vorbereitet; über Meinungsverschiedenheiten zwischen EZB-Rat und Aufsichtsgremium befindet ein Vermittlungsausschuss mit einfacher Mehrheit. Dieser Vermittlungsausschuss soll die Trennung zwischen geldpolitischen und aufsichtlichen Funktionen innerhalb der EZB gewährleisten. Nach geltendem europäischen Primärrecht muss der EZB-Rat jedoch grundsätzlich die Letztverantwortung für bankaufsichtliche Entscheidungen tragen. Insofern ist es begrüßenswert, dass im Kompromisstext vom April eine zuvor enthaltene Passage, die auf eine Letztentscheidungsbefugnis des Vermittlungsausschusses hindeutete („with an aim to finally resolve“, wenn auch nur in den Erwägungsgründen), gestrichen wurde.
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Wird entgegen diesen grundsätzlichen Einwänden von einer Befugnis des Vermittlungsausschusses zu letztverbindlicher Entscheidung in Streitfällen ausgegangen, ergeben sich weitere Bedenken im Hinblick auf die Rolle derEZB-Ratsmitglieder. Wenn diese eine Entscheidung des Vermittlungsausschusses als verbindlich behandeln müssten, würde dies die Unabhängigkeit des EZB-Rats einschränken.
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Kritisch ist zudem zu sehen, dass der EZB-Rat nach dem Verordnungsentwurf Entscheidungsvorlagen des Aufsichtsgremiums nur annehmen oder ablehnen, jedoch nicht selbst gestalten kann. Wenn der EZB-Rat die Verantwortung für aufsichtliche Entscheidungen tragen soll, muss er die Maßnahmen auch entsprechend gestalten können.
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Schließlich lässt der geltende institutionelle Rahmen insbesondere im Hinblick auf die Letztverantwortung des EZB-Rats keine gleichrangige Teilnahme von Mitgliedsstaaten außerhalb des Eurogebiets, die gleichwohl dem SSM beitreten, zu. Insbesondere lässt das Primärrecht ein Stimmrecht der Vertreter dieser Staaten im EZB-Rat nicht zu.
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II. Aus dem einheitlichen Abwicklungsmechanismus folgende europäische Arbeiten

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Der SSM sollte nicht als für sich allein stehendes Projekt verstanden, sondern im Kontext weiterer Reformmaßnahmen gesehen werden, die bereits im Gange sind oder zeitnah angestoßen werden sollten.
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Mittelfristig sollte neben die gemeinsame Bankenaufsicht auch eine adäquate materielle Regulierung treten, die verhindert, dass Banken übermäßige Risiken aus der Staatenfinanzierung übernehmen, unter anderem durch eine risikoangemessene Eigenkapitalunterlegung von Staatsanleihen und Obergrenzen für die Kreditvergabe an Staaten.
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Benötigt wird ferner ein Restrukturierungs- und Abwicklungsmechanismus, der sicherstellt, dass neben den Eigentümern in erster Linie die Investoren im Risiko für ihre Anlageentscheidung bleiben. Insofern begrüßt die Bundesbank den Fortschritt der Arbeiten an der Bank Recovery and Resolution Directive(BRRD), die derzeit auf Ratsebene verhandelt wird und die die nationalen Abwicklungsrechte harmonisieren soll. Ein zeitlicher Gleichlauf zwischen der aufsichtsrechtlichen Verantwortung für die als systemisch bedeutend erklärten Banken im Euroraum nach Errichtung des SSM und der auf einer harmonisierten Rechtsgrundlage gegebenen Möglichkeit einer effizienten Beteiligung der Gläubiger der Banken an Restrukturierungs- und Abwicklungskosten in allen Mitgliedstaaten ist sicherzustellen; hierzu ist ein einheitliches europäisches Restrukturierungs- und Abwicklungsrecht erforderlich.
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Wird die Kontrolle über aufsichtliche Entscheidungen auf die europäische Ebene verlagert, so muss letzten Endes auch die Verantwortung für die Sanierung und Abwicklung von Banken europäisiert werden. Die Politik sollte mit Nachdruck die Schaffung der erforderlichen Voraussetzungen angehen, insbesondere die Errichtung einer europäischen Abwicklungsbehörde und eines europäischen Abwicklungsfonds auf einer gerichtsfesten Grundlage ermöglichen. Dafür ist eine Änderung des Primärrechts der Europäischen Union unumgänglich. Diese Änderung könnte zudem dazu genutzt werden, die oben genannten Schwachstellen in der SSM-Verordnung nachträglich zu bereinigen, ohne den Start des einheitlichen Aufsichtsmechanismus zu verzögern.
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Die Bundesbank begrüßt deshalb, dass die Kommission für den Sommer 2013 einen Entwurf für eine Verordnung angekündigt hat, mit der ein einheitlicher institutioneller Abwicklungsmechanismus (single resolution mechanism, SRM) errichtet werden soll, welcher über die Befugnisse aus derBRRD verfügen wird. Dabei ist zu berücksichtigen, dass die Haftung für Altlasten der künftig vom SSM beaufsichtigten Banken nicht auf europäischer Ebene sondern auf nationaler Ebene verbleiben sollten.
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III. Aus dem einheitlichen Abwicklungsmechanismus folgender nationaler Anpassungsbedarf

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Die Errichtung des SSM wirft auch einige national zu klärende Fragen auf, die die Legislative nach der Zustimmung zur SSM-Verordnung in Angriff nehmen sollte. So ist auch die Frage der Vertretung Deutschlands im neuen Aufsichtsgremium zu klären.
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Hierbei ist zu berücksichtigen, dass die Regierungen der Euro-Mitgliedsstaaten entschieden haben, umfassende bankaufsichtliche Befugnisse auf die Europäische Zentralbank zu übertragen. Damit wird derEZB-Rat als das nach EU-Primärrecht vorgesehene Entscheidungsgremium Einzelfallentscheidungen gegenüber systemisch relevanten Instituten im Euroraum verantworten und die allgemeine Ausrichtung der Aufsichtspraxis gegenüber allen Kreditinstituten im Geltungsbereich gestalten. Dadurch ändert sich die Rolle der zuständigen nationalen Aufsichtsinstitutionen fundamental. Das gilt vor allem in Deutschland, in dem, anders als in elf der 17 Staaten der Währungsunion, die Zentralbank bisher aufsichtsrechtliche Maßnahmen nicht verantwortet. Künftig wird der Präsident der Deutschen Bundesbank als Mitglied des EZB-Rates Mitverantwortung für aufsichtliche Entscheidungen des SSM tragen.
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Gefunden werden muss eine Antwort auf die Frage, wie Deutschland bei den im SSM vorgesehenen Entscheidungsstrukturen das erforderliche Gewicht und die Durchsetzungsfähigkeit bei den anstehenden Entscheidungen sicherstellt. Dazu muss die Deutsche Bundesbank nicht nur ständig im Aufsichtsgremium vertreten sein, sondern auch das deutsche Stimmrecht gemeinschaftlich zwischen BaFin und Bundesbank ausgeübt werden.
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Diese Lösung wird der geänderten Rolle des Bundesbankpräsidenten in der Bankenaufsicht gerecht und stünde in Einklang mit dem Wortlaut und dem Sinn und Zweck des Art. 19 Abs. 1 und Abs. 2 der SSM-Verordnung, der Aufsichtsbehörde und Zentralbank auch der Mitgliedstaaten als Einheit behandelt, bei denen die Zentralbank nicht die Instanz ist, die für bankaufsichtliche Rechtsakte verantwortlich zeichnet.
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Zudem kann nur mit einer Einbindung der Bundesbank in alle Entscheidungsstrukturen, insbesondere in die Diskussion und Entscheidungen des Aufsichtsgremiums, gewährleistet werden, dass die deutschen Positionen stringent und konsistent vertreten werden – so wie das die Mehrheit der anderen Mitgliedsstaaten im SSM gewährleisten kann.
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IV. Anmerkungen zum Antrag aus Drucksache 17/11878

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Wir teilen viele der Einschätzungen, die in dem Antrag „Ein neuer Anlauf zur Bändigung der Finanzmärkte“ angesprochen werden. Insbesondere schließen wir uns dem Plädoyer für eine europäische Bankenaufsicht ebenso an wie der Einschätzung, dass diese primär ein präventives Instrument sei, das die Wahrscheinlichkeit zukünftiger Krisen verringern, die akuten Probleme aber nicht lösen könne. Ebenso teilen wir die Forderungen nach einer strikten Trennung von Geldpolitik und Aufsichtsfunktion sowie nach zügiger Herbeiführung einer Einigung hinsichtlich der BRRD.
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Die Bundesbank steht der im Antrag enthaltenen Forderung nach Umsetzung des Konzeptes zu einem Schuldentilgungsfonds, das der Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung vorgelegt hat, jedoch skeptisch gegenüber. Durch die umfangreiche Gemeinschaftshaftung würden Haftung und Kontrolle erheblich aus der Balance geraten. Der grundsätzliche Rahmen nationaler Eigenverantwortung für die Finanzpolitik würde kaum angetastet – zumal der Vorschlag wohl im Rahmen der bestehenden Verfassungen und Verträge umgesetzt werden soll. Es werden faktisch auch für den Fall, dass Regeln nicht eingehalten werden, keine Souveränitätsrechte auf die europäische Ebene verlagert oder Durchgriffsrechte auf die nationalen Haushalte begründet. Die faktischen Eingriffsmöglichkeiten gehen kaum über das schon derzeit vorhandene Niveau hinaus und die angedeutete Sicherheitenstellung scheint bei Weitem keine ausreichende Absicherung darzustellen. Der Schuldentilgungspakt sieht im Vergleich zu den bisherigen Vereinbarungen auch keine ambitionierte fiskalische Ausrichtung vor, so dass der Name „Tilgungspakt“ hier missverständlich sein kann. So sollen im Wesentlichen die vorhandenen Vorgaben eines annähernd ausgeglichenen Haushalts umgesetzt werden. Vorübergehend werden Eurobonds ausgegeben, und diese sollen wieder getilgt werden. Sie werden aber lediglich wieder durch nationale Emissionen ersetzt und die Schuldenquote soll durch das steigende BIP (im Nenner) reduziert werden. Die Rückführung der Schuldenquote im Zeitverlauf würde somit nicht stärker ausfallen als auf Basis der bestehenden Regeln des Stabilitäts- und Wachstumspakts bzw. des Fiskalpakts.
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Insgesamt gesehen stellt der Vorschlag eines Schuldentilgungspaktes eine umfassende Einführung von gemeinschaftlicher Verschuldung in den nächsten Jahren dar, ohne dass hiermit eine ausreichende Abgabe nationaler Souveränitätsrechte verbunden wäre.
Ob eine Umsetzung im Rahmen der bestehenden europarechtlichen Verträge und auch der deutschen Verfassung möglich wäre, erscheint zudem sehr fraglich. Insofern erscheint im bestehenden Ordnungsrahmen die Hilfsmechanismen des EFSF oder des ESM deutlich angemessener. Sie sehen strikt konditionierte Hilfen als Ultima Ratio vor und sollten möglichst mit Zinsaufschlägen einhergehen.
Eine umfassende Gemeinschaftshaftung wie sie der Schuldentilgungspakt vorsieht, wäre nur mit einer umfassenden Reform des Ordnungsrahmens derEWU hin zu einer Fiskalunion zu rechtfertigen.
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Quelle: Bundesbank

Das Gedränge an den EU-Futtertrögen nimmt zu

Bundestag stimmt für Beitritt Kroatiens zur EU

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Flagge Kroatiens


Bildrechte:
„This work is not an object of copyright according to the Copyright and related rights act of the Republic of Croatia“.
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240. Sitzung des Deutschen Bundestags vom 16.05.2013
TOP 7 Beitritt der Republik Kroatien zur EU
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7.a) Zweite Beratung und Schlussabstimmung Bundesregierung
Vertrag vom 9. Dezember 2011 über den Beitritt der Republik Kroatien zur Europäischen Union
– Drucksache 17/11872, 17/13444 –
7.b) Beratung Beschlussempfehlung u Ber (21.A)
zum Antrag SPD
EU-Beitritt der Republik Kroatiens zum Erfolg führen
zum Antrag SPD, B90/GRÜNE
Zivilgesellschaft stärker an EU-Beitrittsprozessen beteiligen
– Drucksache 17/12182, 17/12821, 17/13444 –
7.c) Zweite und dritte Beratung Bundesregierung
Anpassung von Rechtsvorschriften des Bundes infolge des Beitritts der Republik Kroatien zur Europäischen Union
– Drucksache 17/12769, 17/12852, 17/13445 –
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240. Sitzung vom 16.05.2013 | 17:15:07 Uhr | Dauer: 01:09:13
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Alle Redner zu diesem Tagesordnungspunkt
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Solms, Dr. Hermann Otto, Bundestagsvizepräsident
Luksic, Oliver (FDP)
Nietan, Dietmar (SPD)
Dörflinger, Thomas (CDU/CSU)
Nord, Thomas (DIE LINKE.)
Sarrazin, Manuel (B90/GRÜNE)
Westerwelle, Dr. Guido, Bundesminister
Juratovic, Josip (SPD)
Holmeier, Karl (CDU/CSU)
Meierhofer, Horst (FDP)
Solms, Dr. Hermann Otto, Bundestagsvizepräsident
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Kroatien wird in die Europäische Union (EU) aufgenommen. Als letztes der europäischen Parlamente stimmte der Bundestag am Donnerstag, 16. Mai 2013, den von der Bundesregierung vorgelegten Gesetzen (17/1187217/12769) zur Ratifizierung des EU-Beitritts in namentlicher Abstimmung ohne Gegenstimme bei sechs Enthaltungen zu. Ab 1. Juli 2013 wird Kroatien damit das 28. EU-Mitglied. Im Verlauf der Debatte, der auch der Botschafter Kroatiens in Deutschland, Miro Kovac,beiwohnte, zeigten sich Redner aller Fraktionen erfreut über den Beitritt des Westbalkan-Staates. Der erfolgreiche Abschluss des siebenjährigen Aufnahmeverfahrens sei Grund zur Freude für die gesamte Region, hieß es übereinstimmend.
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FDP: Enorme Fortschritte im Land
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V“Bei keinem Aufnahmekandidaten habe man so lange und so genau hingeschaut wie bei Kroatien“, sagte Oliver Luksic (FDP). „In dieser Zeit hat das Land enorme Fortschritte gemacht“, betonte er. Zugleich zeigte sich Luksic davon überzeugt, dass auch nach dem Beitritt der Wandel in Kroatien weitergehen werde.
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Trotz allem Gerede über die Krise Europas, zeigten die Bemühungen der Kroaten um die Aufnahme, „dass Europa ein Magnet bleibt“, sagte Luksic.
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SPD: Signal an die gesamte Region
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„Während sich in manchen Gründungsstaaten der EU Euroskepsis und Renationalisierung breitmachen, freuen sich die Menschen in Kroatien auf den Beitritt ihres Landes in die EU“, sagte Dietmar Nietan (SPD). Allerdings dürfe Kroatien nicht den Fehler machen, die Reformen zu beenden. „Es gibt noch viel zu tun“, sagte Nietan.
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Der Beitritt sei ein Signal an die gesamte Region und zeige, dass das Versprechen der EU von Thessaloniki gilt. „Wer sich anstrengt, wer Demokratie, Menschenrechte und soziale Marktwirtschaft und Frieden mit seinen Nachbarn ernst nimmt, hat die Chance, Mitglied der EU zu werden“, machte er deutlich. Dieses Versprechen müsse aber auch für Serbien gelten, verlangte er. Wenn es zu dem geforderten Abkommen mit dem Kosovo komme, müsse dem Land ein Beitrittsdatum genannt werden.
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CDU/CSU: Wir waren ein unbequemer Gesprächspartner
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An die Unabhängigkeitserklärung Kroatiens im Jahre 1991 erinnerte Thomas Dörflinger (CDU/CSU). Die Anerkennung Kroatiens durch Deutschland sei damals kritisch bewertet worden. Sie sei aber auch der Startpunkt für die Aufnahme im Jahr 2013 gewesen, sagte Dörflinger. Auch der Unionsabgeordnete ging auf die strengen Beitrittsverhandlungen ein.
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Gerade seine Fraktion sei für die kroatischen Partner sicherlich ein unbequemer Gesprächspartner gewesen. „Umso mehr hat es uns gefreut, dass wir feststellen konnten, dass alle Forderungen an die kroatische Seite auch erfolgreich umgesetzt worden sind.“
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Dörflinger ging auch auf die von den Oppositionsfraktionen vorgelegten Anträge (17/1218217/12821) ein, in denen eine stärkere Transparenz bei den Beitrittsverhandlungen gefordert wurde. Dem stimme die Unionsfraktion nicht zu, da die Verhandlungen aus ihrer Sicht auch heute schon ausreichend transparent seien.
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Linke: Kritik am neoliberalen Kurs
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Thomas Nord (Die Linke) machte deutlich, dass die Akzeptanz des Beitritts in Kroatien selbst entscheidend für die Zustimmung seiner Fraktion sei. Auch der Linken-Abgeordnete forderte, dass das 2003 an die Staaten des West-Balkans gerichtete Thessaloniki-Versprechen trotz Krise nicht gebrochen werden dürfe. „Für Deutschland ist das angesichts der Mitverantwortung für den Zerfall Jugoslawiens eine moralische Verantwortung“, befand Nord.
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Kritik übte er an dem neoliberalen Kurs, den man dem Beitrittskandidaten aufgezwungen hätte. So sei das Wirtschaftswachstum gesunken und das Haushaltsdefizit angestiegen. „Die Wirtschaftspolitik von Deregulierung, Privatisierung und dem Abbau öffentlicher Leistungen ist kein zukunftsfähiger Weg für Europa und die Europäische Union“, urteilte er.
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Grüne: Eine Frage der Fairness
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Kroatien habe für den Beitritt viel getan und sei durch einen echten Transformationsprozess gegangen, sagte Manuel Sarrazin (Bündnis 90/Die Grünen). Gleichwohl sei der Prozess noch nicht zu Ende. Wichtig sei es, die Zivilgesellschaft im Land zu stärken – auch als Versicherung gegen Korruption. „Sie braucht eine wichtige Rolle in der innerstaatlichen Debatte Kroatiens“, forderte Sarrazin. Deutschland, so der Grünen-Abgeordnete weiter, wolle den künftigen Weg mit Kroatien gemeinsam gehen. „Das ist eine Frage der Fairness“, machte er deutlich.
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Außenminister Dr. Guido Westerwelle (FDP) nannte den Beitritt historisch. Das Land sei jetzt ein vollwertiges EU-Mitglied. Besonders begrüßenswert sei die Zusage Kroatiens, auch nach dem Beitritt an den Reformen festzuhalten, sagte der Außenminister.
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Quelle: Deutscher Bundestag (hau/16.05.2013)

Bundestag winkt Zypernhilfe durch

Inselstaat kann zehn Milliarden erhalten
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Der Finanzminister habe mit seiner Euro-Politik große Unsicherheit verbreitet, kritisiert die Opposition im Bundestag. Trotz der heftigen Vorwürfe stützt sie am Ende aber die aktuelle Entscheidung der Regierung, Zypern mit Milliardenhilfen vor der Staatspleite zu bewahren.
[…]
N-TV
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Die Anträge und Redebeiträge im Deutschen Bundestag

234. Sitzung des Deutschen Bundestages

234. Sitzung des Deutschen Bundestages
18. April 2013 – ab 09:00 Uhr
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Tagesordnung
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Regierungserklärung zur Finanzhilfe für Zypern
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Quote in Führungsgremien
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Aktuelle Stunde zum Kampf gegen Steuerhinterziehung
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Ablauf:
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Zum Gedenken an Ottmar Schreiner († 6. April 2013) – RIP
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234. Sitzung vom 18.04.2013
Lammert, Dr. Norbert, Bundestagspräsident

Sitzungseröffnung – Bemerkungen: Kondolenz Ottmar Schreiner – Dauer 00:06:09
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Lammert, Dr. Norbert, Bundestagspräsident
234. Sitzung vom 18.04.2013
TOP ZP 2 Regierungserklärung zur Finanzhilfe für Zypern – Dauer 00:01:21
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Schäuble, Dr. Wolfgang, Bundesminister
ZP.2 a) Abgabe einer Regierungserklärung durch den Bundesminister der Finanzen – Sicherung der Stabilität der Eurozone – Finanzhilfe für Zypern
ZP.2 b) Beratung Antrag BMF
Einholung eines zustimmenden Beschlusses des Deutschen Bundestages nach § 4 Abs 1 Num 1 und 2 des ESM-Finanzierungsgesetzes, nach § 3 Abs 1 des Stabilisieungsmechanismusgesetzes im Rahmen der Haftungsanpassungen nach Artikel 8 Abs 2 des EFSF-Rahmenvertrages sowie nach § 3 Abs 1 i.V.m. Abs 2 Num 2 des Stabilisierungsmechanismusgesetzes
– Drucksache 17/13060 – – Dauer 00:25:38
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Steinmeier, Dr. Frank-Walter (SPD) – Dauer 14:47
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Fricke, Otto (FDP) – Dauer 05:33
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Gysi, Dr. Gregor (DIE LINKE.) – Dauer 12:55
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Meister, Dr. Michael (CDU/CSU) – Dauer 13:24
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Gysi, Dr. Gregor (DIE LINKE.)
Kurzintervention – Dauer 01:40
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Künast, Renate (B90/GRÜNE) – Dauer 07:49
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Schäffler, Frank (FDP) – Dauer 04:06
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Schneider (Erfurt), Carsten (SPD) – Dauer 11:21
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Barthle, Norbert (CDU/CSU) – Dauer 09:48
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Hinz (Herborn), Priska (B90/GRÜNE) – Dauer 07:35
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Spatz, Joachim (FDP) – Dauer 05:16
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Kalb, Bartholomäus (CDU/CSU) – Dauer 08:50
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Stübgen, Michael (CDU/CSU) – Dauer 06:38
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Thierse, Wolfgang, Bundestagsvizepräsident – Dauer 06:11
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Bemerkungen: Überweisung 17/13060 abgelehnt
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Namentliche Abstimmung über Antrag 17/13060 (§ 4 Abs. 1 Nr. 1 ESMFinG, Zypern)
11:26:47:Beginn der namentlichen Abstimmung
11:30:10:Ende der namentlichen Abstimmung
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Ges: 601 Ja: 487 Nein: 102 Enthaltungen: 13
Antrag 17/13060 (§ 4 Abs. 1 Nr. 1 ESMFinG, Zypern) angenommen
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Dehm, Dr. Diether (DIE LINKE.) – Persönliche Erklärung zur namentlichen Abstimmung – Dauer 03:40
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Dagdelen, Sevim (DIE LINKE.) – Persönliche Erklärung zur namentlichen Abstimmung – Dauer 04:53
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Thierse, Wolfgang, Bundestagsvizepräsident – Dauer 15:02
Bemerkungen: gibt Ergebnis der namentlichen Abstimmung über Antrag 17/13060 (§ 4 Abs. 1 Nr. 1 ESMFinG, Zypern) bekannt
Namentliche Abstimmung über Antrag 17/13060 (§ 4 Abs. 1 Nr. 2 ESMFinG, Zypern)
11:42:33: Beginn der namentlichen Abstimmung
11:45:10: Ende der namentlichen Abstimmung
Ges: 600 Ja: 486 Nein: 103 Enth: 11
Antrag 17/13060 (§ 4 Abs. 1 Nr. 2 ESMFinG, Zypern) angenommen
Antrag 17/13060 (§ 3 Abs. 1 StabMechG, Haftungsanpassung Zypern) angenommen
Namentliche Abstimmung über Antrag 17/13060 (§ 3 Abs. 1 iVm § 3 Abs. 2 StabMechG, Irland)
11:46:54 Beginn der namentlichen Abstimmung
11:49:34 Ende der namentlichen Abstimmung
Ges: 594 Ja: 500 Nein: 90 Enth: 4
Antrag 17/13060 (§ 3 Abs. 1 iVm § 3 Abs. 2 StabMechG, Irland) angenommen
Namentliche Abstimmung über Antrag 17/13060 (§ 3 Abs. 1 iVm § 3 Abs. 2 StabMechG, Portugal)
11:50:02 Beginn der namentlichen Abstimmung
11:52:46 Ende der namentlichen Abstimmung
Ges: 591 Ja: 494 Nein: 92 Enth: 5
Antrag 17/13060 (§ 3 Abs. 1 iVm § 3 Abs. 2 StabMechG, Portugal) angenommen
Entschießungsantrag 17/13107 abgelehnt
Entschießungsantrag 17/13108 abgelehnt